Vielleicht geht es Dir ja wie mir… ich hatte immer schon das Gefühl, dass es natürlicher erscheint und Vorteile haben könnte, mit freiem Oberkörper oder auch nackt zu schlafen, bin aber lange bei meinen geliebten Schlaf-T-Shirts und Boxer Shorts geblieben.
Doch wenn man mal ein wenig genauer hinsieht und recherchiert, findet man eine Reihe von wissenschaftlich nachgewiesenen Vorteilen des unbekleideten Schlafens. Im Folgenden will ich Dir eine kurze Übersicht geben, welche Vorteile das für Dich haben kann und zum Abschluss schildere ich Dir meine persönlichen Erfahrungen damit.
1. Schneller einschlafen und besser durchschlafen
Ein erholsamer Schlaf hängt mit einer Absenkung Deiner Körperkerntemperatur während der Nacht zusammen. Die biologische Uhr sorgt dafür, dass unsere Kerntemperatur nachts um bis zu zwei Grad absinkt. [1]
Warum hat man das Gefühl, nach einem warmen Bad am Abend besser einschlafen zu können?
Es liegt daran, dass durch die Wärme des Wassers Blut an die Hautoberfläche gelangt und nach dem baden über die nun geweiteten Blutgefäße und die Wasserverdunstung an der Oberfläche Wärme aus dem Körperinneren abgegeben wird. Das senkt die Kerntemperatur und lässt Dich besser einschlafen.
Wissenschaftler konnten das in Schlafstudien mit einer Art wärmeregulierenden Schlafanzug zeigen: Wenn die Kerntemperatur in der Körpermitte gezielt abgesenkt wurde, konnten die Personen um bis zu 25% schneller einschlafen. Zudem konnten gerade Personen, die in der zweiten Nachthälfte oft wach werden, damit wieder durchschlafen. [2]
Du kennst bestimmt auch die Situation nachts aufzuwachen, weil Dir zu warm ist. Oft haben wir dann Probleme wieder einzuschlafen, weil die Kerntemperatur erhöht ist. Der Körper reguliert das unbewusst, in dem wir die Füße und Hände unter der Decke hervorstrecken, damit die Wärme aus dem Körperinneren nach außen abgeleitet werden kann.
Darum ist es auch keine schlechte Idee, bei kalten Füßen die Socken im Bett anzulassen: Durch die entstehende Wärme werden die Blutgefäße in den Füßen geweitet, was wiederum dazu führt, dass die Füße Wärme abgeben können und die Kerntemperatur absinkt.
Fazit: Schlafen ohne Schlafanzug hilft dem Körper dabei, seine Kerntemperatur abzusenken. Diese Absenkung ist ein wesentlicher Faktor für einen erholsamen Schlaf.
2. Verringert Dein Hungergefühl am nächsten Tag – Schlank im Schlaf?
Erholsamer Schlaf sorgt für eine gesunde Regulation unseres Hormonhaushaltes. Unterbrechungen unseres Schlafes dagegen führen dazu, dass das „Sättigungshormon“ Leptin und das hungerauslösende Hormon Ghrelin im Ungleichgewicht stehen können [3]. Kurz gesagt sorgen Schlafunterbrechungen dafür, dass wir am Morgen ein erhöhtes Hungergefühl haben und so dazu neigen, mehr Kalorien zu uns zu nehmen.
Schlafunterbrechungen können auch zu einer chronischen Erhöhung des Stresshormons Cortisol führen, was uns dazu „verleitet“ übermäßig zucker- und salzhaltige Nahrungsmittel zu uns zu nehmen.
In einer Studie wurde durch eine kältere Schlafumgebung auch eine Zunahme des sogenannten braunen Fettgewebes beobachtet. Im Gegensatz zum weißen Fettgewebe, das als Energiespeicher fungiert, „verbrennt“ das braune Fettgewebe Kalorien, um die Körperwärme zu regulieren. Das heißt mit Zunahme des Anteils des braunen Fettgewebes erhöht sich Dein Stoffwechsel. [4]
Fazit: Nackt schlafen hilft Dir durch die verbesserte Schlafqualität zu einer Verringerung Deines Hungergefühls und unterstützt Dich dabei beim Abnehmen. Außerdem lässt es Dich am Morgen schneller aktiv werden, denn wer will schon gern lange nackt im Kalten herumlaufen…
3. Gut für Deine Stimmung, Kreativität und Konzentration am nächsten Tag
Durch die verbesserte Thermoregulation Deines Körpers beim nackt schlafen, erhöhst Du Deine Schlafqualität und vermeidest Schlafunterbrechungen. Diese Unterbrechungen führen dazu, dass Deine REM-Schlafphasen– die überwiegend in der zweiten Nachthälfte liegen- gestört werden. Diese REM-Schlafphasen, in denen auch unsere Träume stattfinden, sind jedoch erforderlich, damit sich unser Gehirn während der Nacht wieder vollständig regenerieren kann und am nächsten Tag seine volle Leistung erbringen kann.
4. Bessere Genitalgesundheit und Fruchtbarkeit
Eine ausreichende „Belüftung“ der Genitalregion ist besonders wichtig für Männer und für Frauen. Das Tragen von Kleidung während der Nacht sorgt dafür, dass sich mehr Feuchtigkeit und Wärme bilden und so Bakterien und Pilzen ein idealer Nährboden zur Verfügung steht. Das kann bei Frauen und Männern zu vermehrten Infektionen der Genitalregion führen.
Beim Mann sollte die Hodentemperatur immer etwas unterhalb seiner Körpertemperatur liegen. Es gilt als erwiesen, dass eine erhöhte Hodentemperatur zu einer Abnahme der Spermienqualität führt und damit direkte Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat. Also ist nachts die optimale Zeit mal „unten ohne“ sein zu können.
5. Zweisamkeit
Ohne Frage verbessert nackt schlafen Deine Partnerschaft. Man ist sich einfach näher und der direkte Hautkontakt erhöht erwiesenermaßen die Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin. Erhöhte Oxytocin Level werden in Verbindung gebracht mit einer Verringerung des Blutdrucks und Angstgefühls und gleichzeitig einer Verbesserung Deines Immunsystems. [5]
Die positiven Effekte auf die männliche Fruchtbarkeit wurden ja im letzten Punkt schon angesprochen.
6. Kostenersparnis
Das sollte wahrscheinlich nicht der Hauptgrund sein, um nackt zu schlafen aber tatsächlich brauchst Du dann keinen Schlafanzug mehr und kannst Dir von dem gesparten Geld etwas anderes schönes Kaufen. Gleichzeitig hast Du auch noch etwas für Deine Gesundheit getan…
Falls Du Dich von Deinem Lieblingsschlafanzug nicht trennen willst, kannst Du ihn ja immer noch morgens nach dem Aufstehen anziehen. Okay, sicherlich solltest Du Deine Bettwäsche beim nackt schlafen öfter wechseln, da sie direkten Hautkontakt hat. Das sollte aber kein Grund sein, auf all die beschriebenen Vorteile zu verzichten.
Meine persönliche Erfahrung
Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen nackt zu schlafen und mache das sowohl im Sommer als auch im Winter. Im Winter kostet es etwas mehr Überwindung sich komplett auszuziehen, um ins Bett zu gehen. Aber sobald man unter der Bettdecke ist, wird einem schnell wieder warm und der direkte Kontakt zur Decke gibt einem ein wohliges Gefühl und das hilft beim Einschlafen. Socken anziehen ist tatsächlich erlaubt, sollte man kalte Füße haben. Es kann zwar etwas komisch aussehen aber unter der Decke stört es nicht…
Ich kann mich nicht erinnern, in diesem Zeitraum jemals nachts wach geworden zu sein, weil mir zu warm war. Mein geliebter Sleep Tracker von Oura sagt mir zudem, dass ich abends sehr schnell einschlafe, in der Regel in unter 10 Minuten.
Ich hatte zwar vorher auch keine größeren Schlafprobleme aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich meine Schlafqualität durch das nackt schlafen verbessert hat, auch wenn man mal wieder „zu wenig“ geschlafen hat. Ich plane demnächst mal mit meinem Sleep Tracker einen direkten Vergleich zwischen mit und ohne Sachen schlafen und werde dann berichten.
Am frühen Morgen hilft es mir auf jeden Fall dabei, schneller aufzustehen und wach zu werden: kaum aus dem Bett gesprungen macht einen die Kühle auf der Haut sofort munter.
Mein Fazit: Es kann natürlich keine generelle Empfehlung geben, da jeder sein persönliches Temperatur- und Komfortempfinden hat. Allerdings kostet es auch nicht viel, einfach mal nachts das geliebte Nachtzeug wegzulassen, um selber herauszufinden, ob man sich beim Einschlafen oder am nächsten Morgen besser fühlt. Und ach ja… die Socken können ja trotzdem anbleiben…
[1] https://science.education.nih.gov/supplements/webversions/SleepDisorders/guide/info-sleep.html
[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18788655
[3] Walker, M. (2018): Das grosse Buch vom Schlaf, S. 241f
[4] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24954193
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5223438/