VON Nico

Mai 17, 2020

Wie ist die Genauigkeit der Blutdruck-Messung mit Deinem Fitness Armband? Was die Zahlen angeht, scheint es wohl eher Zufall zu sein ob die Werte stimmen oder nicht. Wenn Du an Bluthochdruck leidest, solltest Du Dich schon gar nicht darauf verlassen! Hier erfährst Du warum.

Es klingt ja verlockend… Blutdruck auf Knopfdruck mit der Smartwatch.

Ich habe keinen Bluthochdruck… Zumindest glaube ich das…

Aber wie ist eigentlich mein Blutdruck nach dem Aufstehen? Oder nach den drei Tassen Kaffee am morgen? Oder beim intensiven Krafttraining? Und nach dem Sport? Oder im Büro? Und wie ist er nachts beim Schlafen? 

Mich würden die Werte echt interessieren, um zu verstehen, wie mein Körper in bestimmten Situationen reagiert. Und besser einschätzen zu können, was man in Zukunft seiner Gesundheit zu Liebe vielleicht besser vermeiden sollte.

Aber die ständige manuelle Blutdruckmessung mit einer Manschette wäre mir dafür dann doch zu aufwendig.

Ich bin mir sicher, dass eine Überwachung der aktuellen Werte mit einer Uhr oder Fitbit im Alltag für Personen mit Bluthochdruck ein echter Mehrwert wäre.

Das könnte das Bewusstsein für die eigene Reaktion des Körpers z.B. in Stresssituationen schärfen. 

Aber auch die Überwachung im Schlaf würde wertvolle Informationen liefern. Studien zeigen dass es Zusammenhänge zwischen den nächtlichen Schwankungen im Blutdruck und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Herz-Komplikationen, wie z.B. Herzinfarkten gibt.

Doch willst Du Deine Gesundheit wirklich einem kleinen elektronischen Gerät anvertrauen? Ich denke beim Blutdruck ist das momentan noch keine gute Idee. In diesem Artikel erfährst Du warum.

Zunächst sollten wir uns jedoch erst kurz anschauen was der Blutdruck eigentlich ist und wie er normalerweise gemessen wird. Wenn Dich das nicht interessiert, lies einfach unten weiter.

Foto von Burst

Was ist der Blutdruck?

Der Blutdruck sagt uns, wie leistungsfähig unser Herz-Kreislauf-System ist. 

Das Herz ist eine Pumpe. Es pumpt Blut durch die Blutgefäße, um Sauerstoff, Nährstoffe und Hormone zu transportieren.

Die Blutgefäße kann man sich als verzweigtes (kilometerlanges) Rohrsystem mit elastischen Wänden vorstellen. Das vegetative Nervensystem steuert die Gefäßweite, also die Durchmesser der Rohre.

Damit kann lokal z.B. eine höhere Sauerstoffversorgung oder auch Wärmeverteilung erreicht werden. 

Bei Gefäßerweiterung sinkt der Blutdruck und bei Gefäßverengung steigt der Blutdruck. Mit einem Blutdruckmessgerät kann man die Leistung der „Pumpe“ und der „Leitungen“ messen.

Was sind normale Blutdruckwerte?

Ein typischer Blutdruckwert ist 120/80 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule). Der erste höhere Wert ist der systolische Druck, der während der maximalen Kontraktion des Herzmuskels entsteht.

Der zweite kleinere Werte ist der diastolische Druck, der zwischen zwei Herzschlägen vorliegt. Die Differenz zwischen beiden Werten ist u.a. ein Maß für die Elastizität der Gefäße.  

Was verursacht Bluthochdruck?

Bluthochdruck kann viele Ursachen haben und kann entstehen durch:

  • Abnahme der Gefäßelastizität im Alter
  • Gefäßverengung durch Ausschüttung von Stresshormonen und
  • Ablagerungen in den Leitungen

Die medizinische Defintion von Bluthochdruck ist in den USA beispielsweise eine andere als in Deutschland und unterliegt einer ständigen Diskussion. Laut Deutscher Hochdruckliga ist ab systolisch 140 mmHg und diastolisch 90 mmHg von Hypertonie Grad 1 zu sprechen.

Ältere Studien aus 2013 gingen davon aus, dass in Deutschland jeder dritte Erwachsene unter Bluthochdruck leidet. Die Zahlen werden sich wohl eher weiter nach oben entwickeln.

Blutdruckmessgeräte für den Privatgebrauch sind ein großer Markt!

So funktioniert die Blutdruckmessung

Bei der Blutdruckmessung beim Arzt wird eine Manschette um den Oberarm gelegt und aufgepumpt. Die Manschette unterbricht mit dem ausgeübten Druck den Blutfluss.

Wenn der Druck in der Manschette nachlässt, beginnt das Blut wieder zu fließen. Diesen Zeitpunkt hört man mit dem Stethoskop. Das ist der systolische Druck.

Wenn der Druck auf der Manschette weiter abgelassen wird, ist irgendwann kein Geräusch mehr zu hören. Das ist der Druck wenn das Herz entspannt ist (diastolischer Blutdruck).

Automatische Blutdruckmessgeräte für zu Hause erfassen und verarbeiten diese Geräusche von der Manschette. Die genaueste Messung wird dabei am Oberarm (Manschette auf Herzhöhe) erreicht.

Messgeräte für das Handgelenk funktionieren nach demselben Prinzip und sind etwas leichter zu handhaben. Für ältere Personen, bei anatomischen Besonderheiten oder verhärteten Gefäßen (Diabetiker, Raucher, Arteriosklerose) sind sie aber weniger geeignet.

 

Wie messen Fitness Tracker den Blutdruck?

Es gibt zwei Ansätze für die Blutdruck Messung mit Uhren oder Fitnessarmbändern:

1. Die mechanische Messung über eine Manschette

2. Optische Messung auf der Haut mit Lichtsensor

1. Messung mit Manschette (Omron HeartGuide)

Omron hat das Prinzip einer aufblasbaren Manschette auf die Uhr übertragen und diese in das Armband integriert. Die Blutdruckmessung erfolgt im Prinzip genauso wie bei Messgeräten für das Handgelenk.

Genauso wie bei der Manschetten Blutdruckmessung sind für genaue Messergebnisse die folgenden Sachen zu beachten:

    • richtige Position der Uhr am Handgelenk
    • fester Sitz des Armbands
    • der Arm muss während der Messung über die Brust gelegt und ruhig gehalten werden damit die Manschette auf Herzhöhe liegt
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Die Messung mit der Omron Smartwatch scheint im Mittel eine gute Genauigkeit zu haben. Abhängig vom Nutzer kann es bei einzelnen Messungen aber auch Abweichungen von bis zu 20 mmHg (systolisch und diastolisch) geben.

Ein Nutzer berichtet eine konstante Unterschätzung des Blutdrucks, wenn er sich im oberen Blutdruckbereich (>140 mmHg) befindet und eine gute Übereinstimmung im unteren Bereich.

Es sollte also in jedem Fall ein Abgleich der Werte mit einem Referenz-Blutdruckmessgerät erfolgen und dieser Abgleich auch regelmäßig wiederholt werden.

Leider ist mit der Uhr aktuell auch noch keine automatische Messung während des Schlafs in der Nacht möglich. Diese Funktion würde für viele sicher noch einen deutlichen Mehrwert bringen. 

2. Messung über Lichtsensor auf der Haut

Diesen Ansatz verfolgen die meisten der aktuellen Fitnessarmbänder und Smartwatches.

Eine LED auf der Rückseite mit direktem Hautkontakt strahlt Licht aus. Über einen optischen Sensor wird dann kontinuierlich ermittelt wieviel Licht die Haut mit den darunterliegenden Blutgefäßen absorbiert und wieder reflektiert.

Die Menge des reflektierten Lichts hängt von der Menge an Blut ab, das gerade unter dem Sensorbereich fließt.

Durch den Blutfluss entsteht ein sich zeitlich veränderndes Signal, das synchron zum Herzschlag ist.

Das gleiche Prinzip wird übrigens auch für die Bestimmung der Sauerstoffsättigung genutzt, da sauerstoffreiches Blut das Licht anders absorbiert. 

Da ja nicht der eigentliche Druck gemessen wird, sondern das momentane Blutvolumen, wird über Berechnungsalgorithmen aus dem Signalverlauf der Blutdruck geschätzt. Die genauen Algorithmen bleiben aber in der Herstellersoftware verborgen.

Die Zuverlässigkeit der Berechnung lässt sich wahrscheinlich verbessern, wenn auch gleichzeitig das EKG-Signal aufgezeichnet wird.

Diesen Ansatz verfolgen für die nahe Zukunft wohl auch die Smartwatches von Samsung (Galaxy Watch Active2) oder die Apple Watch.

Sensor Blutdruck Smartwatch

Optischer Sensor auf der Rückseite eines Fitness Trackers

Foto: Tiia Monto / CC BY-SA

Diese Messmethode hat natürliche Grenzen, da die gemessenen Signale von individuellen Faktoren (z.B. Hautfarbe und Anatomie der Gefäße) und Tragebedingungen der Uhr (z.B. wo und wie fest sitzt das Armband; Minimierung der Bewegung zwischen Uhr und Haut) abhängig sind.

Es muss also immer ein Abgleich der Messung mit einer konventionellen Blutdruckmessung (mit Manschette) durchgeführt werden. Laut Samsung muss dieser Abgleich bei der Galaxy Watch Active2 mindestens alle 4 Wochen erfolgen.

In einem Artikel von Elgendi (2019) lautet das Fazit dann auch, dass die Technologie aktuell noch nicht ausgereift ist. In naher Zukunft kann aber mit zuverlässigeren, kontinuierlichen Blutdrucküberwachungen auf mobilen tragbaren Geräten gerechnet werden.

Schaut man sich die Nutzer-Meinungen zu den sich aktuell am besten verkaufenden Smartwatches mit beworbener Blutdruckfunktion im Preissegment bis 150 EUR  an, ergibt sich ein kaum überraschendes Bild:

Fitness Tracker Blutdruck Genauigkeit

Die folgenden Modelle sind im Vergleich dargestellt:

Insgesamt sind es nur wenige Reviews, die sich überhaupt auf die Genauigkeit der Blutdruckmessung beziehen. Von den hier dargestellten Nutzern (Anzahl = 44) berichten insgesamt nur 10 Personen von einer guten Übereinstimmung. Gerade bei Blutdruckwerten außerhalb des (kalibrierten) Normbereiches scheint es dabei zu Abweichungen zu kommen. 

Ob die eigene Messung ein zuverlässiges Ergebnis liefert, kann man wohl aktuell immer noch als Zufall ansehen. Deswegen verwundert es auch nicht, dass die renomierten Hersteller in diesem Preissegment, wie Fitbit und Honor in ihren Modellen die Blutdruckfunktion (noch) nicht integrieren bzw. bewerben.

Obwohl ich es auch verlockend finde, Blutdruckwerte mit meinem Fitnesstracker zu messen, braucht es wohl leider noch eine Weile, bis die Technologie für zuverlässige Messwerte ausgereift ist.

Die momentane Alternative, nämlich knapp 500 EUR für die Omron HeartGuide auszugeben, wird für viele wohl nicht in Frage kommen.

Man darf jedoch gespannt sein, wann und wie zuverlässig Samsung und Apple die Blutdruckfunktion bei ihren kommenden Modellen umsetzen werden.

 

Das Fazit: Wann solltest Du Dir keinen Fitnesstracker mit Blutdruckfunktion kaufen?:

  • wenn die Blutdruckwerte für Dich mehr als nur Spielerei sind
  • wenn Du wegen Deines Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung bist und auf zuverlässige Blutdruckmessungen angewiesen bist
  • wenn Du kein zugelassenes Blutdruckmessgerät besitzt, mit dem Du die Messwerte Deiner Smartwatch überprüfen und abgleichen kannst
  • wenn Dich Dein Blutdruck außerhalb Deiner Wohnung sowieso nicht interessiert
  • wenn Du nicht auf große Armbanduhren (wie die Omron HeartGuide) stehst
  • wenn eine Uhr für Dich immer noch eine Mode Accessoire ist

Wie sind Deine Erfahrungen mit Blutdruckmessungen mit einer Smartwatch? Siehst Du Sinn in einer dauerhaften Überwachung Deiner Werte? Würdest Du für ein funktionierendes Modell auch mehr Geld ausgeben? Schreib es mir unten in die Kommentare.

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Nico


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  1. Habe mir den aktuell umworbenen KoreTrak zugelegt und teste insbesondere die Brauchbarkeit der Blutdruckmessung. Alle anderen Funktionen finde ich ok.
    Bin seit Jahren in kardiologischer Kontrolle und messe meinen Blutdruck täglich herkömmlich. Das werde ich auch weiterhin beibehalten. Die Tracker-Messungen liegen z.Z. alle im Normalbereich und gaukeln somit Gesundheit vor auch wenn die Vergleichmessung deutlich anders ist.
    Zur Zeit interessiert mich, ob ich aus zusätzlich häufigen Fitnesstracker-Messungen etwas Vernünftiges ableiten kann z.B. Trends im Tagesverlauf, Anzeichen für Unregelmäßigkeiten meines Blutdrucks , …

    Wenn ein nachweislich verlässlich messendes Gerät auf den Markt kommt,, würde ich einen deutlich höheren Preis ausgeben.

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